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Städtische Werke Aktiengesellschaft, Kassel
22.10.2015 Veranstaltungsrückblick

Energieeffizienz -Theorie und Praxis

- Ein Kurzbericht, der die gezeigten Folien enthält -

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Städtische Werke Aktiengesellschaft, Kassel

Am 22.10.2015 hielt Frau Dipl.-Ing. Gunild Messer, Energieberaterin der Städtischen Werke AG in Kassel, einen Vortrag zu obigem Thema und stellte anhand etlicher Folien die Diskrepanz zwischen der Einsicht unserer Mitbürger und ihrem tatsächlichen Handeln heraus. Aus der vorwiegend über die örtliche HNA über unseren Vortragsabend informierten Zuhörerschaft entstand der Wunsch nach einer Zugänglichkeit der Folien, z. B. wegen der Verwendung im Unterricht.

Diesem Wunsch kommen wir gern nach, mussten aber die Überarbeitung einiger der gezeigten Folien durch Frau Messer hinsichtlich des Urheberrechts abwarten. Daher haben wir nur zwei Stunden nach Ende der Veranstaltung zunächst nur einige wenige Folien veröffentlicht, können jetzt aber alle Folien unter Downloads + Links bereitstellen.

Frau Messer stellte an den Anfang ihres Vortrags die These einer 25-prozentigen Einsparung (Folie oben) allein durch einen effizienteren Umgang mit Energie und ging zur Erläuterung dieser Aussage zunächst auf Daten zum Energieverbrauch deutscher Haushalte ein, welche in die Energieträger Mineralöl, Gas, Strom, Fernwärme, Kohle und Biomasse inkl. sonstiger Energieträger differenziert wurde (Folie unten). Zu denken gibt dem Unterzeichner allerdings die übernächste Folie, in der aus dem Energietrendmonitor der Fa. Stiebel Eltron zitiert wird, dass knapp 80 % unserer Bevölkerung attestiert wird, keinerlei Wissen über eigene Energieeinsparmöglichkeiten zu haben (frei nach dem Film mit dem viel zu früh verstorbenen Jugend-Idol der 50-er Jahre des verg. Jh. James Dean: Denn sie wissen nicht, was sie tun). Auch die weiteren Aussagen in dieser Folie geben sehr zu denken, was die Erfolgsaussichten der Energiewende betrifft! Insofern hielt Frau Messer uns allen, nicht nur den Teilnehmern des Vortrags, einen Spiegel vor und forderte uns damit auf, unser eigenes Handeln zu überdenken.

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Städtische Werke Aktiengesellschaft, Kassel

Demnach ist zwar, i. W. vermutlich durch Verbrauchsreduzierung bei unseren Kraftfahrzeugen, der Bedarf von Mineralöl in acht Jahren deutlich gesunken, andererseits in Summe aller Energieträger aber nur marginal zurück gegangen. Zur weiteren Erläuterung gab Frau Messer die typischen Stromverbräuche in unseren Haushalten an, aufgeteilt nach Personenzahl (Folie unten).

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Städtische Werke Aktiengesellschaft, Kassel

Demnach kann ein Zweipersonenhaushalt in seinem Stromverbrauch nur dann als gut bezeichnet werden, wenn er nicht mehr als 2.500 kWh/a benötigt. Der Unterzeichner dieses Kurzberichts gibt es unumwunden zu: Aktuell liegt er mit in den letzten Jahren umfassend erneuerten Haushaltsgeräten (100-Liter-Gefrier- und 210-Liter-Kühlschrank jeweils mit dem Energielabel A+++, Geschirrspüler am Warmwasseranschluss mit A++, Wäschetrockner A+ mit Wärmepumpe) per Stand 23.10.2015 bei 2.530 kWh, wird die "Gut"-Grenze angesichts der bevorstehenden dunkleren und kühleren Jahreszeit bis zum 31.12. also mit erwartet 3.200 - 3.300 kWh deutlich verfehlen. Waschmaschine, Wäschetrockner und Geschirrspüler werden fast ausschließlich mit selbst erzeugtem Strom aus einer 7,8-kWp-PV-Anlage versorgt, in der Regel abends betriebener Kochplattensatz und Backofen je nach Wetterlage aus der Speicherbatterie der PV-Anlage oder dem Netz. Die Grundlast erreicht nachts minimal 130 W.

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Städtische Werke Aktiengesellschaft, Kassel

Da aber nach der folgenden Folie (Folie oben)die oben erwähnten Geräte je nach Ausstattung nur zu weniger als 10 % zum häuslichen Energieverbrauch beitragen, die Warmwasserbereitung zu 12 % und die Beleuchtung sogar nur zu 2 %, sollte unser Fokus zunächst auf die größte Einsparmöglichkeit gerichtet sein. Und das ist die Heizung mit 77 % des Gesamtenergieverbrauchs im Haus! Nach einer Erhebung des Schornsteinfegerhandwerks für 2013 und einer Schätzung des Bundesverbands der Heizungsindustrie (Folie unten) sind 71 % des Bestands ineffizient (Stichworte aus Sicht des Unterzeichners: fehlende Brennwertheizungen, fehlende hocheffiziente geregelte Heizungspumpen, nicht erfolgter hydraulischer Abgleich der Heizungskreise). Dies ist aber nur die eine Seite dieses Problems, denn auch die modernste Heizungsanlage vermag gegen den Heizwärmebedarf eines ungedämmten Gebäudes aus den 50-er Jahren des verg. Jh. wenig ausrichten und auch die Gebäude aus den 70-ern oder 80-ern können gegen Gebäude mit dem KfW70-Standard oder gar gegen Passiv-Häuser nicht antreten.

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Städtische Werke Aktiengesellschaft, Kassel

Der Unterzeichner hat 1974 ein Haus mit einem u-Wert der Hauswände von 0,49 W/m2K gebaut. Der Wärmebedarf des Hauses mit Zwei-Scheiben-Isolierglas damaliger Technologie betrug deutlich über 200 kWh/m2a, heute liegt er nach nachträglicher Dämmung der Fassade mit 0,16 W/m2K, des Dachraums gegenüber früher vierfacher Dämmmaterialstärke und vorwiegend Fenstern mit Drei-Scheiben-Isolierglas bei weit weniger als der Hälfte. Wer hat denn vor 40 Jahren an die entstehenden Lüftungswärmeverluste infolge undichter Fenster und Türen sowie fehlender Dampfbremsen oder gar Dampfsperren im Obergeschoss zum Dachraum hin gedacht. Holzdecken aus Nut-Feder-Brettern oder Kassettendecken waren in, Energie war aus heutiger Sicht extrem billig und ein Wärmebedarf von 200 kWh/m2a war normal (Folie unten). Leider ist das heute bei den meisten Häusern aus diesen Zeiten immer noch so. Mag es an der fehlenden Einsicht oder angesichts des Alters der Bewohner am Wille bzw. am fehlenden Geld liegen, es ist mehr als bedauerlich!

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Städtische Werke Aktiengesellschaft, Kassel

In den folgenden Folien ging Frau Messer auf den mühsamen Weg von der Theorie zur Praxis ein und beleuchtete hierbei Aspekte wie den Klimawandel, die Reichweite fossiler Energie, die Entwicklung der Mieten und Nebenkosten (Stichwort 2. Miete!) und den Rebound-Effekt (größerer Bildschirm des neuen LCD-Fernsehers gegenüber dem verschrotteten kleineren Röhrenfernseher, effizienterer Heizkessel und nachfolgend höhere Zimmertemperaturen aus Sicht des Unterzeichners). Die Folien sind weitgehend selbsterklärend.

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Städtische Werke Aktiengesellschaft, Kassel

Aber zwei Dinge müssen noch gesagt werden:

Elektronische Thermostatventile sind eine tolle Sache, man kann Zeitprogramme mit unterschiedlichen Temperaturen damit ablaufen lassen und spart somit Heizungskosten bei Abwesenheit und in der Nacht. Aber sie benötigen Batterien und deren jährlicher Austausch muss zu den Heizungskosten gerechnet werden. Preiswerter ist der Dreh am Einsteller eines konventionellen Thermostaten (Folie oben)! Sollte es nochmal zu einer Sintflut kommen, beispielsweise aufgrund des Klimawandels, wird uns hoffentlich das dargestellte Schicksal der Menschheit erspart bleiben (Folie unten)

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Städtische Werke Aktiengesellschaft, Kassel

Wolfgang Dünkel
Öffentlichkeitsarbeit

(last update 25.10.2015)