Flughafen Kassel-Calden

Halle im Flughafen-Terminal

| Wolfgang Dünkel
24.02.2013 Veranstaltungsinformation

Flughafen Kassel-Calden kurz vor der Inbetriebnahme

- Erste Eindrücke von unserer nachmittäglichen Exkursion auf KSF am 22. Februar 2013 -

KSF aus der Luft: Der entstehende Regionalflughafen im Herbst 2012

| BFP, Hans Haas

Vielleicht erinnern Sie sich noch: Während unseres traditionellen Sommervortrags des Jahres 2006, konkret am 07. Juli und somit vor demnächst sieben Jahren, hielt Herr Jürgen Strothmann, seinerzeit vom Landkreis Kassel abgeordneter Leiter Kommunikation bei der Flughafen GmbH Kassel, unter dem Titel "Verkehrslandeplatz heute – Flughafen morgen" einen Vortrag zum jetzt kurz vor der Inbetriebnahme stehenden Regionalflughafen Kassel-Calden.

Herr Strothmann lud uns damals ein, die weitere Entwicklung dieser infrastrukturellen Investition der Anteilseigner der Flughafen GmbH, also des Landes Hessen, des Landkreises Kassel, der Stadt Kassel und der Gemeinde Calden aufmerksam zu verfolgen. Das haben wir nicht nur Herrn Strothmann, der seinerzeit kurzfristig für den damaligen Geschäftsführer und heutigen Sprecher der GmbH, Herrn Jörg Ries, wegen dessen kurzfristig anberaumten Termin in Wiesbaden den Vortrag hielt, sondern auch uns selbst versprochen: Wir werden den Flughafen vor der Inbetriebnahme anlässlich einer Exkursion besuchen!

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Während des Sommervortrags am 07. Juli 2006 von Herrn Strothmann gezeigte Folie 11 mit dem 1. Bauabschnitt der nicht vollumfänglich realisierten Ausbauplanung

| Flughafen GmbH Kassel

Im vergangenen Jahr nahmen wir Kontakt zu Herrn Dipl.-Ing. Jörg Weidemüller, dem technischen Leiter der Flughafen GmbH, auf und vereinbarten mit ihm für den Zeitraum ein bis zwei Monate vor Inbetriebnahme eine Exkursion mit einem vom Umfang der aktuell anstehenden Arbeiten abhängigen Verlauf.

Die in obiger Folie 11 des Vortrags von Herrn Strothmann dargestellte Ausbauplanung sah eine in Ost-West-Richtung angeordnete Start- und Landebahn vor (engl. "Runway"). Sie war das Ergebnis der Diskussion über drei Varianten:

  • Variante A

Diese sollte wie die bestehende Runway von Nordost nach Südwest verlaufen und hätte die Bezeichnung 04/22 bekommen. Sie war in zwei Untervarianten untersucht worden. A1 stellte die Verlängerung der bestehenden Bahn auf 2.500 Meter und gleichzeitige Verbreiterung auf 45 Meter unter Stilllegung des gesamten Flughafens während der Bauzeit dar, A2 die Parallelverschiebung unter Beibehaltung des Betriebes. Gegen diese Variante sprach die nicht vorhandene Hindernisfreiheit bedingt durch Dörnberg und Großen Bärenberg südwestlich des bestehenden Verkehrslandeplatzes.

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Flughafen GmbH Kassel

Zur Erläuterung: Die Bezeichnung 04/22 dieser Variante (ebenso auch der anderen beiden Varianten) erfolgt entsprechend den Kompasswinkelgraden mit 0° im Norden über 90° im Osten, 180° im Süden und 270° im Westen bis hin zu 360° wieder im Norden. Der Zahlenwert des Winkels der Start-/Landebahn auf der Kompassrose wird durch 10 dividiert und gerundet. Die kleinere Zahl, hier z. B. 04, wird unabhängig von der aktuellen Betriebsrichtung der Start-/Landebahn immer zuerst genannt. Start oder Landung erfolgen aufgrund des erhöhten Auftriebs bzw. der besseren Abbremsung immer gegen den Wind und stellen die Betriebsrichtung der Start-/Landebahn dar.

  • Variante B

Diese sollte bei 3.100 m Länge in südöstlich-nordwestlicher Richtung verlaufen und hätte die Bezeichnung 15/33 bekommen. Die größere Länge war wegen der versetzten Aufsetz- und Abhebeschwellen aufgrund der nicht uneingeschränkt gegebenen Hindernisfreiheit erforderlich. Sie wurde wegen der Mehrkosten verworfen.

 

  • Variante C

Diese Variante stellte für den Neubau eines Verkehrsflughafens anstelle des bisherigen Verkehrslandeplatzes die optimale Lösung dar und bekam die Bezeichnung 09/27. In der von Herrn Strothmann seinerzeit und hier oben gezeigten Folie ist deutlich zu erkennen, dass die Runway nicht exakt in West-Ost-Richtung verläuft, sondern geringfügig davon abweichend. Die beiden Zahlen 09 und 27 werden großformatig so auf die Runway aufgebracht, dass der Pilot sie beim Landeanflug auch richtig lesen kann, also z.. B. nicht als 60 aus Westen anfliegend.

 

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Flughafen GmbH Kassel

Wie die Folie 10 des seinerzeitigen Vortrags zeigt musste zusammen mit dem Neubau des Flughafens nördlich des alten Verkehrslandeplatzes auch die Bundesstraße 7 als Zubringer in ihrem westlichen Teil verlegt werden (im linken Teil des Planes rot gekennzeichnet ab dem Kreisel in der Bildmitte). Außerdem ist für spätere Jahre eine Ortsumgehung aus Vellmar kommend für Calden vorgesehen (grün gekennzeichnet im rechten Teil). Auch auf dieser Folie ist die nicht exakte Ost-West-Ausrichtung zu erkennen. Sie beträgt vermutlich knapp 95° in Ost- bzw. knapp 275° in Westrichtung, genauere Unterlagen standen dem Unterzeichner nicht zur Verfügung.

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Von links nach rechts in der Bildmitte: Tower u. General Aviation Terminal, Multifunktionsgebäude und Terminal. Ganz vorn ein Stück der noch nicht frei gegebenen Runway mit dem großen X, hinten der bestehende Flugplatz mit der Runway 04/22

| BFP, Hans Haas

Bei unserer Exkursion sollten die Mittel- / Niederspannungsschaltanlagen, die Netzersatzanlagen, die Befeuerung des Anflugs und die Leuchten auf der Start-/Landebahn für die Fachleute unter uns sicherlich nicht das Wichtigste sein, der Gesamteindruck eines heimatlichen Flughafens zählte für uns. Natürlich wären der Tower und einiges Weitere für uns von großem Interesse gewesen, aber nach dem 11. September 2001 hat sich nicht nur in der Luftfahrt, sondern auch in zahlreichen anderen Lebensbereichen aus Sicherheitsgründen einiges verändert. Dies haben wir zu akzeptieren.

Und auch an den in der lokalen Presse geführten Diskussionen sehr häufig selbst ernannter "Fachleute" über die Notwendigkeit und die von ihnen vermutete Fehlinvestition, die vom Land Hessen und den kommunalen Anteilseignern zu tragenden riesigen Verluste, die Nutzung als Frachtflughafen für den überlasteten Fraport usw. usw. wollen wir uns nicht beteiligen. Es sei hier nur an die vor rund 180 Jahren heftig geführten Diskussionen über die Eisenbahn und deren die Gesundheit schädigende Geschwindigkeit von 30 km/h, die vor über 100 Jahren aufkommenden Automobile, die derzeitige Diskussion über die Windkraftanlagen auf unseren nordhessischen Höhen und die für Offshore-WKA erforderlichen Hochspannungsleitungen von Nord- nach Süddeutschland erinnert.

 

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Wolfgang Dünkel

Leider war das Wetter wie das Foto rechts mit dem 35 Meter hohen Tower und dem Gebäude für die Allgemeine Luftfahrt (General Aviation Terminal = GAT) zeigt am Nachmittag des 22.02. nicht das Allerbeste: Es war immer noch Winter! Und eine verschneite Start-/Landebahn hebt sich auf Aufnahmen vom Dach des für Interessierte allgemein zugänglichen Infopoints westlich des Feuerwehrgebäudes oder auch durch die Busfenster während der Fahrt nicht besonders von der restlichen weißen Umgebung ab. Also haben wir auf diese Aufnahmen verzichtet und uns auf einige wenige Innenaufnahmen beschränkt. Alle Luftbilder stammen übrigens von Herrn Hans Haas und seiner Firma Baunatal-Filmproduktion BFP. Er stellte uns diese Fotos des vergangenen Jahres freundlicherweise zur Verfügung.

 

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Luftaufnahme des Terminals während der Bauzeit von der "Luftseite"

| Hans Haas

Für den üblichen Nutzer eines Verkehrsflughafens wie den in Kassel-Calden ist das wichtigste Gebäude sicherlich das Terminal. Hier kommt er auf der so genannten "Landseite" mit Auto oder Bus an, hier checkt er ein, hier betritt er nach der Sicherheitskontrolle den Abflugbereich auf der "Luftseite" und gelangt nach dem Aufruf seines Fluges in die Maschine. Auf der "Luftseite" kommt er auch an, holt sich sein Gepäck ab und betritt nach dem Zollbereich und ggf. aus einem Non-Schengen-Staat kommend mit der dann erforderlichen Passkontrolle wieder die "Landseite". Das Bild rechts zeigt die "Luftseite" im Abflugbereich mit dem Ausgang von Gate 1 (links) und den Eingang zum Ankunftsbereich des Terminals (rechts).

 

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Wolfgang Dünkel

Da derzeit die Zufahrt zu den Parkplätzen vor dem Terminal und somit auch der Zugang zum Gebäude noch nicht fertiggestellt sind gelangten wir mit unserem Bus nur über Baustraßen vorbei am Terminal auf das Vorfeld und die Start-/Landebahn. Die Start-/Landebahn hat wie schon erwähnt eine Länge von 2.500 m und ist 45 m breit. Sie und der parallel verlaufende Rollweg sind komplett asphaltiert. Die Vorfelder für den Passagierluftverkehr und die Allgemeine Luftfahrt hingegen sind betoniert und gegen das Versickern von Betriebsstoffen entsprechend ausgestattet.

Während der Fahrt über die Start-/Landebahn erläuterte uns Herr Weidemüller die Beleuchtung auf und neben der Piste sowie vor dem Aufsetzen der Maschine, die sogenannte Befeuerung. Auch das Instrumenten-Lande-System (ILS) und die optische Anflughilfe für Flugzeuge ohne ILS wurden vorgestellt. Da der Unterzeichner auf diesem Gebiet absoluter Laie ist, wird beispielsweise auf entsprechende Artikel in Wikipedia verwiesen, für deren Richtigkeit allerdings keine Gewähr übernommen werden kann.

 

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Wolfgang Dünkel

Nach Rundfahrt über den Platz betraten wir als ankommende Passagiere das Terminal auf der "Luftseite" und gelangten über ein Treppenhaus, alternativ einen Fahrstuhl, in die Ankunftshalle und zum Gepäckband (Bild rechts). Das Gepäck wird in der Etage darunter auf den üblichen von Schleppern gezogenen Anhängern auf der westlichen Stirnseite in das Terminal gebracht und dort den Ankommenden zur Verfügung gestellt. Nach Durchqueren des Zollbereichs gelangt man auf der Landseite in die die gesamte Breite des Terminals einnehmende Halle mit dem Abflugbereich auf der östlichen Seite (siehe Bildgalerie unten). In dieser werden in den kommenden Wochen noch Reisebüros, ein Restaurant und andere Dienstleister (Autovermietung, Passagierbedarf) ihre Schalter eröffnen.

 

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Wolfgang Dünkel

Da derzeit noch der Probebetrieb mit Statisten als "Passagieren" läuft zeigten die Monitore fiktive Flüge mit fiktiven Fluggesellschaften zu realen Zielen an.

Es sind zehn Check-In-Schalter, jeweils mit Waage und Abförderband, und eine Sperrgepäckwaage installiert worden. Als Passagier geht man nun durch die Sicherheitskontrolle (siehe Bildgalerie) auf die "Luftseite".

Im dortigen Wartebereich vor Aufruf des Fluges sind zwei Schengen-Gates und ein Non-Schengen-Gate (also mit Personenkontrolle durch die Bundespolizei o.ä.) vorhanden. Außerdem wird es einen Travel-Value-Shop, eine Raucher-Lounge und eine Kinderspielecke geben.

Das Gepäck wird nach Verlassen der Check-In-Schalter auf einem Förderband ins Untergeschoss gefördert, dort durchleuchtet und dann zwei Verladepositionen zugeführt, von denen es auf den Gepäckkarren zum Flugzeug gelangt (siehe Bildgalerie).

Bei unserer nachmittäglichen Exkursion erhielten wir über die wenigen hier wiedergegebenen Informationen hinaus durch Herrn Weidemüller (mitte im Bild oben) in einem knapp halbstündigen Vortrag im Infopoint anhand des dort aufgestellten Modells erste Informationen über die Lage des Flughafens, seine Anbindung an das Straßennetz und den ÖPNV, eine Übersicht über die einzelnen Gebäude (Tanklager für Kerosin, Feuerwache, Terminal, Multifunktionsgebäude, Ausstattung des Winterdienstes, Tower und Gebäude für die Allgemeine Luftfahrt) sowie den Rollwegen und dem Vorfeld für die Flugzeuge. Es würde den Rahmen dieses kurzen Berichts sprengen, wollte man auf Einzelheiten eingehen. Bei Bedarf können Sie sich jedoch an den Unterzeichner wenden, dem auch schriftliche Unterlagen vorliegen.

Wenn der erste Start am 04. April 2013 erfolgt ist hat das lange Warten auf die Fertigstellung und Inbetriebnahme des Flughafens eine Ende. Wie von den Teilnehmern der Exkursion zu erfahren war, haben sechs von ihnen bereits einen Flug in den ersten Wochen gebucht. Weitere werden sicherlich folgen.

Über diesen Link gelangen Sie zu den Internetseiten des Flughafens Kassel-Calden und zahlreichen weiteren Informationen sowie Bildern aus der Bauphase.

 

Wolfgang Dünkel
Öffentlichkeitsarbeit

(last update 24.02.2013)

 

Bildgalerie